Lebensversicherer zocken bei Policen-Darlehen ab

Lebensversicherer zocken bei Policen-Darlehen ab

Mehr als 80 Millionen Kapitallebens- und private Rentenversicherungen gibt es hierzulande. Gerät der Kunde in einen finanziellen Engpass, besteht die Möglichkeit sein angespartes Guthaben zu beleihen. Er erhält somit ein Darlehen über seine entrichteten Beiträge abzüglich der Vertragskosten. Im Gegensatz zu einem Bankkredit sind die Formalitäten hier eher gering – so muss weder der Zweck angegeben werden, noch sind Einkommens- bzw. Bonitätsnachweise notwendig. Die Höchstsumme ergibt sich aus dem Rückkaufswert, also dem Wert, der bei einer Kündigung zum aktuellen Zeitpunkt ausbezahlt werden würde. Der Versicherungsschutz bleibt dabei unverändert bestehen.

Auszahlungssummen sinken rapide

Aufgrund der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werden die Renditen der Lebensversicherer immer geringer. Nimmt nun der Kunde ein Policen-Darlehen in Anspruch, muss er, genau wie bei einer Bank, Zinsen zahlen. Bei einigen Gesellschaften scheint dabei die Zeit stehen geblieben zu sein, denn sie berechnen Kreditzinsen wie vor 10 bis 15 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der renommierten FMH-Finanzberatung im Auftrag des Finanzportals lv-kredit.de. Im Zuge dieser Studie wurde ein Großteil der deutschen Lebensversicherungsgesellschaften angeschrieben. Aber nur rund 40 davon erteilten eine Auskunft – zur Anfrage standen die Konditionen für ein Policen-Darlehen in Höhe von € 15.000 bei einer Laufzeit von drei Jahren.

Bis zu acht Prozent Darlehenszins

Die Stuttgarter, Provinzial und Debeka boten Effektivzinsen zwischen 3,5 und 3,8 Prozent an und verbesserten damit ihre Konditionen deutlich im Vergleich zu den Vorjahren. Andere Gesellschaften, so etwa Barmenia, Württembergische, LVM und Signal-Iduna, verlangen noch immer Zinsen um die 8 Prozent, wie in Zeiten der Hochzinsphasen. „Wie die Lebensversicherer einräumten, haben sie teilweise in den 90ern zuletzt die Darlehenszinsen angepasst“, resultiert Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt/Main. In Durchschnitt lag der aktuelle Effektivzins bei knapp 6 Prozent. „Möglicherweise gibt es sogar noch schlimmere Fälle“, so Ulf Spielmann vom Finanzportal lv-kredit.de. „Zahlreiche Lebensversicherer haben die Auskunft verweigert. Es liegt nahe, dass sie es auf Grund schlechter Konditionen getan haben.“

Sinn mehr als fraglich

Wie ich in meinen Blogs bereits häufiger dargelegt habe, taugt eine Kapitallebensversicherung nicht mehr zur Geldanlage, da sich die Renditen im freien Fall befinden. Beachten Sie dazu die jährlichen Wertermittlungen ihres Vertrages; vergleichen Sie dort die aktuell hochgerechnete Auszahlungssumme zum  Ablauftermin mit dem Betrag zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Gesetzt dem Falle, Sie benötigen Geld und entscheiden sich für ein Policen-Darlehen, entnehmen Sie aus einer unrentablen Sparanlage Kapital und zahlen auf ihr eigenes Geld auch noch Zinsen. Nun stellt sich die Frage: Für wen ist das ein gutes Geschäft?

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